Handwerk ist eine tragende Säule Norbert Schmudlach: Mehr Flexibilität, weniger Bürokratrie
Deutlichen Handlungsbedarf sieht Kreishandwerksmeister Nobert Schmudlach im Abbau der Bürokratie (mit immer mehr ausufernden Dokumentationspflichten). Handwerksbetriebe müssten zudem rechtliche Spielräume für flexiblere Arbeitszeitmodelle haben. Auch das Thema Digitalisierung und der Ausbau der Kenntnisse durch Aus- und Weiterbildung sind laut Schmudlach unumgängliche Zukunftsthemen, wo zugleich die dafür nötige Infrastruktur bezahlbar bleiben müsse.
Landrat Marco Prietz hatte in seinem Grußwort beeindruckende Zahlen parat. „Immerhin jeder sechste ist im Landkreis im Handwerk tätig, ohne Sie wäre der Kreis gesellschaftlich und wirtschaftlich wesentlich ärmer“, so Prietz. Er plädierte in einer alternden Gesellschaft für das Einstehen zum Leistungsprinzip. Mit Worklife-Balance werde man der Situation aktuell nicht gerecht, zupacken sei nötiger denn je. Hier sei der Mittelstand auch in der Region eine tragende Säule. Bedenklich sei insgesamt, dass mit rund 46 Mio. die Zahl der Erwerbstätigen zwar so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr sei, zugleich die Wertschöpfung aber nicht gestiegen sei.
Fotos vom 44. Rotenburger Handwerkstag / Handwerksmedaille für Zimmermeister Heinz Fricke
Mit Landrat Marco Prietz freuten sich die Gäste auf die Festansprache an diesem Abend von Prof. Christoph Burmann, ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler, der insbesondere im Bereich Markenmanagement und Marketing einen internationalen Ruf hat. Sein Thema „Moderne Markenführung im Mittelstand – und die Bedeutung der sozialen Medien“ sorgte denn auch für aufmerksame Zuhörer.
Burmann, Buchautor mit Mio.-Auflage, stellte die Themen „Identitätsbasierende Markenführung“, Social Media sowie Influencer Branding mit anschaulichen Beispielen vor. Wie entsteht Markenidentität aus eigener Innensicht bzw. aus der Sicht anderer? In der Eigenpräsentation gehe es nicht um die „eierlegende Wollmichsau“, so Burmann. „Man sollte nie zu viel versprechen, was am Ende nicht einzuhalten ist.“
Als Meinungsmacher am Bau nannte der Marketingexperte Burmann den „Baufluencer“ „gipserfelix“, von Beruf Gipser und Stuckateur, der sich u.a. auf Instagram tummelt. Eher beängstigend fanden manche die Aussage, dass laut Burmann bereits etwa 18 Prozent virtuelle Influencer im Netz unterwegs sind. Mittelständische Handwerker sollten indes nach Meinung Burmanns die neuen Internetrealitäten als kostenlose Spielwiese nutzen. Wenn im Betrieb ein Azubi oder Junggeselle mit Affinität zu TikTok & Co. beschäftigt sei, sei das der beste Weg, um sich als Betrieb authentisch zu präsentieren.
Die Zahl der Influencer ist indes in Deutschland in den vergangenen Jahren rasant angestiegen. Das Tröstliche: „Handwerk lebt immer von Menschen."
Für eine schöne Überraschung sorgte zuvor die diesjährige Vergabe der Rotenburger Handwerksmedaille inklusive Urkunde für die Verdienste um das Rotenburger Handwerk, überreicht durch Kreishandwerksmeister Norbert Schmudlach an Zimmermeister Horst Fricke aus Visselhövede. Fricke machte sich im Jahr 1987 selbstständig, womit der Grundstein für die Horst Fricke GmbH gelegt war. Alles begann als Einmannbetrieb mit einem Büro in einem alten Container. Über die Jahre wuchs das Unternehmen und besteht mittlerweile aus 19 Mitarbeitern.
Horst Fricke war noch bis 2022 und damit über 16 Jahre als Obermeister seiner Innung tätig. Sein Beruf habe ihn sehr geprägt, er empfinde Freude und bedankte sich für das Vertrauen und die Auszeichnung. Der Wechsel zur nächsten Generation im eigenen Unternehmen ist zudem geglückt, denn Tochter Katharina ist als Geschäftsführerin des elterlichen Betriebes tätig.
Für willkommene musikalische Untermalung sorgte das bewährte Team „Wildes Blech“ unter Leitung von Benjamin Faber, die mit ihren Blech- bzw. Holzblasinstrumenten mit Klassikern sowie aktuellen Hits aus dem Hard Rock- und Heavy Metal-Genre beim Publikum für Begeisterung sorgten.
Zum 45. Mal können wir am 12.02.2026 den Rotenburger Handwerkstag feiern. Die Einladung folgt.

