Zentralisierung der Ausbildungsbörse Viele Chancen, gute Gespräche
Zeven - Ob Polizei oder Pflegedienst, ob Sparkasse oder Industrieunternehmen, ob Maurer, Fleischer*in, Friseur oder KFZ-Mechatroniker – die Möglichkeiten der Informationsaufnahme bei der Ausbildungsbörse Zeven in den Räumen der BBS und errichteten Zelten waren vielfältig – und auch die Chancen nach Ende der Schul- und Studienzeit eine Lehre zu beginnen, ein duales Studium oder erstmal ein Praktikum.
Handwerk hat sprichwörtlich „goldenen Boden“, der Bedarf wächst und die Bezahlung hat sich gerade in den vergangenen fünf bis zehn Jahren erheblich verbessert. Die 19jährige Aleksandra Paluszczak überlegt, ob sie das Abitur machen soll, oder im kommenden Jahr eine Ausbildung im regionalen Finanzinstitut macht. Auch bei einer Spedition als Industriekauffrau in der Logistik habe sie bereits ein Praktikum absolviert.
Was alles möglich ist, demonstrierte Fleischermeister Bernd Miesner auf dem Stand seiner Innung im Handwerker-Zelt: Per 3D-Brille konnten Interessierte mit verschiedenen Zutaten die Herstellung eines Leberkäses simulieren. Die Chancen sind da, so Miesner, einer seiner früheren Azubis sei heute Betriebsleiter bei der Molkerei Elsdorf.
Das war nicht das Einzige, was richtig gut ankam. Auch das Reifen wechseln an einem Rallyewagen der Firma Schmudlach, vertreten durch Kreishandwerksmeister Norbert Schmudlach, hatte immer eine Traube junger Frauen und Männer um sich. „Man sieht schon beim reinschrauben der Muttern, ob jemand talentiert ist“, so Schmudlach.
Der KFZ-Meister und Betriebswirt des Handwerks plädierte für die jetzt erstmal umgesetzte Zentralisierung der Ausbildungsbörse für den gesamten Landkreis Rotenburg an einem Ort.
Steve Juchmann (15) hat sich gleich zu Beginn sehr bewusst auf das Ausstellungszelt der Handwerker konzentriert. Sein Vater ist Maurer, er möchte etwa handwerkliches machen, will aber noch ausprobieren, was genau sein Ding ist.
„Wir wollen Orientierung und Unterstützung bieten bei sage und schreibe 137 verschiedenen Berufen“, so Juliane Hermes, u.a. in der Ausbildungsvermittlung bei der Kreishandwerkerschaft ElbeWeser und im ständigen Austausch mit Jugendlichen, den Betrieben und Schulen. Praktika seien für beide Seiten, also für die Betriebe und für die Jugendlichen – oft die beste Möglichkeit zu testen, ob die Branche passe oder nicht.
Wir stellen immer häufiger Anfragen auch von Jungs, die etwas soziales machen wollen, heißt es bei der Lebenshilfe Rotenburg. Was viele nicht wüssten, der Einstieg könne auch über ein Freiwilliges Soziales Jahr erfolgen, dass zudem bezahlt werde.
„Wer den Dreisatz beherrscht, hat schon mal das Praktikum sicher“, lacht Rainer Knorr von der Backmanufaktur Latzel. Das Messeformat ist toll, wo alle Schüler*innen eingesammelt und hingefahren werden, freut sich der Bäckermeister. Eine gute Stunde sei aber fast zu wenig. Er habe viele jungen Menschen gesprochen, die frühe Arbeit sei zwar indirekt noch ein Hemmnis in seiner Branche, aber in Wirklichkeit könne man ab 5 Uhr morgens oder sogar noch einige Stunden später mit der Arbeit beginnen. Das liege auch am Reifeschrank für den Teig, der etliche Stunden nach der Vorbereitung brauche, um richtig gut „aufzugehen“. Deshalb müsse in der Regel nur noch eine Person sehr früh aufstehen. Und: Mit einer Bezahlung von 950 Euro im ersten Lehrjahr könne man sich sehen lassen.
Ausbilderin Finja Söhl von Geti Wilba aus Bremervörde ist zufrieden mit dem Messeauftritt. Ihr Unternehmen biete gleich vier Ausbildungsmöglichkeiten, nämlich Industriekauffrau Lebensmittel, Fachkraft Lagerlogistik, Industriemechaniker und Berufskraftfahrer (der Führerschein wird vom Unternehmen bezahlt). Das Interesse und die Gespräche während der beiden Messetage seien gut gewesen, am 2. Tag sogar nochmals besser.




