Gebt uns das Recht zur Berufsausübung zurück! Offener Brief der Obermeisterin der Friseur-Innung Bremervörde

Die Situation in meinem Salon ist längst nicht mehr entspannt, aber durch private Nachfinanzierung zum Glück noch nicht kurz vor dem Aus. Allerdings lässt sich das nicht noch viele Wochen so durchhalten. Da schon nach dem 1. Lockdown die meisten Friseure durch die AHA-Regeln und die zusätzlichen Hygienemaßnahmen in Salons nicht voll wirtschaftlich arbeiten konnten, sind jetzt kaum bis keine Rücklagen mehr da.

Irgendwelche Hilfen konnten noch gar nicht ankommen, da man diese bis jetzt noch nicht beantragen kann. Wir fallen aus der November- und Dezemberhilfe heraus und können irgendwann Überbrückungshilfe 3 beantragen. Die Unternehmer selbst gehen ganz leer aus und die Überbrückungshilfe 3 deckt nur einen Prozentsatz der betrieblichen Fixkosten ab. Sehr gut und schnell funktioniert es in der Region mit der Auszahlung des Kurzarbeitergeldes durch die Agentur für Arbeit. Das ist deutschlandweit nicht überall so. Unterstützungs-oder Entschädigungsgelder müssen sofort fließen und nicht nur für irgendwann versprochen bleiben. Friseure sind gerne solidarisch und waren das seit dem 1. Lockdown durch ein sicheres Arbeiten und dadurch dem Schutz der Kunden und Mitarbeiter. Nun aber werden Existenzen vernichtet. Solidarität ist keine Einbahnstraße. Und Unternehmer sind keine Bittsteller. Doch genau dazu werden sie jetzt gemacht. 

In der Region sind mir bis jetzt noch keine Salons bekannt, die aufgeben müssen. Deutschlandweit schon einige. 

Ich fordere von der Politik, uns so schnell wie möglich, am besten sofort, wieder unser Recht zur Berufsausübung zurück zu geben. Es geht keine erhöhte Gefahr von einem Kundenbesuch im Salon aus. Das zeigen auch die Zahlen der gemeldeten Infektionen im Salon bei der BGW. Bei deutschlandweit ca. 80.000 Salons und ca. 700.000 Kundenbesuchen täglich wurden unter 15 Infektionen gemeldet, so meldet es der landesinnungsverband des Friseurhandwerks in Niedersachsen. Durch die Aufnahme der Kundendaten war die Rückverfolgung von Kontakten jederzeit gewährleistet. Die bisherigen Hygienemaßnahmen haben sehr gut funktioniert. 

Friseure sind verzweifelt, resigniert, deprimiert, viele überlegen den Beruf ganz aufzugeben. Gleichzeitig sind sie wütend, weil sie das Gefühl haben, wieder einmal wird diese Branche nicht wert geschätzt, wir fallen wieder durchs Raster. 

Michaela Fischer 

Obermeisterin Friseur-Innung Bremervörde

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